Zurück zur Natur

Kleines Paradies: Die Agreco Farm auf Kreta
Maria, im traditionellen kretischen Gewand, bringt butterzarten Oktopus mit Fenchelgrün aus der Küche, dann Frühlingslamm mit Ofenkartoffeln, Wachteln in Weinsauce, und Rindfleisch mit Quitten.
Marinaden, Saucen und Dipps stehen bereit. Zwischendrin schenkt Kalaitzidakis, aus einer tönernen Karaffe kräftigen Kotsifali, den hiesigen Rotwein, ein. Der gebürtige Kreter ist Direktor des Grecotel Creta Palace und gastronomischer Berater der Agreco-Farm.

Kaum ist ein Teller leer, steht schon ein anderer bereit. Nach und nach füllen Schalen voller Joghurt mit Walnüssen und Honig, Käseküchlein mit Pinienkernen, eingelegte und frische Früchte den Tisch. Den Abschluss bildet der obligatorische Raki - kein Anisschnaps, sondern ein kretischer Tresterbrand. Was aussieht wie eine Szene aus dem Schlaraffenland, ist das traditionelle Menü in der Taverne der Agreco-Farm.

Dort hat man sich ganz der Inselküche verschrieben, der berühmten Kreta-Diät. Ums Abnehmen geht es dabei keineswegs, wohl aber darum, sich gesund und bewusst zu ernähren.
„Dazu gehört auch, einmal zu sündigen und das Leben in Gemeinschaft zu genießen“, erläutert der korpulente Hotelmanager augenzwinkernd, „niemand wusste das besser, als die alten Kreter“.

Gegründet wurde die Farm vor mehr als 15 Jahren – als biologische Vorzeigehof in den Hügeln oberhalb des malerischen Hafenstädtchen Rethymno. Damals verwandelte Nikos Daskalantonakis den Sommersitz seiner Familie in eine kretisches Landgut aus dem 17. Jahrhundert. „Wir wollten unsere traditionellen Herstellungsmethoden präsentieren und unverfälschte kretische Kochkunst anbieten“, erinnert sich der wohlhabende Hotelier.

Das inmitten von Weinbergen und Olivenhainen gelegene Gut mit dem traumhaften Blick auf die kretische Küste war wie geschaffen hierfür. Heute baut er und sein Team auf 40 000 Quadratmetern Fläche verschiedenste Feldfrüchte an, erntet Oliven, Wein und Honig und verarbeitet sie zu unterschiedlichsten Produkten wie kaltgepresste, hochwertige Olivenöle, goldglänzendes Quittengelee oder aromatisch duftende Kräuter-Seifen.

Dass beim Anbau von Obst und Gemüse nur ökologische Methoden zum Einsatz kommen dürfen, war von Anfang an klar: Der Betrieb ist biologisch zertifiziert.
„Wir arbeiten ohne den Einsatz von Chemikalien“, erläutert Alexis Xhari, „unsere Vorfahren hatten schließlich auch keine Pestizide“.

Um den Schädlingen Herr zu werden, schickt der Agronom, der seit zehn Jahren mit seiner Frau Maria und seinen beiden Söhnen Theo und Ronaldo auf der Farm lebt, Enten, Gänse und Hühner auf die Felder.
Dort picken die Vögel Käfer und Larven von den Pflanzen, harken mit ihren Füßen den Boden und düngen ihn. „Hühner-Traktor“, nennt Xhari diese uralte Methode, „verbraucht kein Treibstoff und produziert keine Abgase“.

Die Farm ist aber nicht nur ein ökologischer Bauernhof, sondern ein lebendiges Bauernhofmuseum und je nach Saison können die Besucher mit Anpacken: Im Spätsommer wird das Korn gedroschen, in der antiken Wassermühle gemahlen und im traditionellen Holzkohleofen zu Brot gebacken. Im Herbst helfen die Gäste bei der Weinlese, stampfen die Trauben mit nackten Füßen zu Maische, aus der dann der hochprozentige Raki gebrannt wird.

Von November bis März sammeln die freiwilligen Helfer die Oliven unter den Bäumen auf. Die Ernte wandert zur alten Olivenpresse. Dort treibt Melina, eine zehnjährige Eselsdame, zwei Mühlsteine an. Unter den tonnenschweren Steinen werden die Früchte zerquetscht und die Oliven geben ihr kostbares Öl frei. Nicht anders haben es die Minoer vor mehr als 2000 Jahren gemacht.
Kochkurse, Wein-Degustationen und Kräuterkunde stehen bei einem Farmbesuch ebenfalls auf dem Plan.

Und wie auf jedem traditionellem Bauernhof leben auch hier die unterschiedlichsten Nutztiere. Darunter Fasane, kretische Wildziege, Schweine und Schafe – einige von ihnen kann man ihm Streichelzoo näher kennen lernen.
Dass immer mehr Eltern mit ihren Kindern die Farm besuchen, freut Kalaitzidakis besonders: „Wenn sie mit großen Augen vor den Ziegen stehen und sehen, wie aus deren Eutern die Milch in den Eimer schießt“.

Aus ihr produziert die Käserei köstlichen Feta – wer mag kann auch dabei mithelfen. „Der Andrang ist meist groß“. Auf der Farm lernen die Kinder spielerisch, woher die Lebensmittel stammen, die sie sonst nur abgepackt aus dem Supermarkt kennen.
Wie sie produziert werden und wie aus ihnen ein gesundes, schmackhaftes Essen gekocht wird.