Sonnengereift

Orangenfest in Soller

Frisch vom Baum: Orangen aus Sóller

Sóller. Plaza de la Constitución. Zehn Uhr morgens. Alba Jimenez reicht einer Gruppe Touristen einen Teller voll Orangenspalten. „Frisch vom Baum, vor zwei Stunden gepflückt“. Gespannt wartet sie auf die Reaktion der Besucher.
Der süße Saft, das feine Aroma zeichnet ein Lächeln auf ihre Gesichter. „Das kriegt ihr in Deutschland nicht“, sagt die 35-Jährige. Weil die Exportfrüchte meist unreif vom Baum geholt würden und nicht nachreifen.

Orangenfest in Soller: Verkaufsstand


Die gebürtige Mallorquinerin hat auf dem alljährlich stattfindenden Orangenfest der Stadt einen kleinen Stand und bietet Orangenprodukte aus eigener Herstellung an: Fein gehackte, kandierte Schalen, die mit ihrem süßsäuerlichen Geschmack jedes Müsli verfeinern.
Getrocknete Orangenblüten, die – angereichert mit Zimt – einen aromatischen, nervenberuhigenden Tee ergeben. Und natürlich feine Marmeladen fürs Frühstücksbrot - oder einfach eine vollausgereifte, zuckersüße Apfelsine als Snack und Vitaminspender am Morgen.

Orangenfest in Soller: Orangen in roten Kisten

Da Orangen zu unterschiedlichen Zeiten reif sind, müsste man sie per Hand pflücken, erklärt Alba den Urlaubern aus Frankfurt am Main. „Bei fünf Cent pro Kilo, die die Importeure den Bauern bezahlen, ein Ding der Unmöglichkeit.“
Zudem beschränke sich das Supermarktangebot fast ausschließlich auf die Sorte Navel. Die ist zwar wegen der hohen Ernteerträge beliebt, komme aber geschmacklich beispielsweise gegen eine lokale birnenförmige Pereta nicht an.

Plakat: Orangenfest in Soller


Anders auf der Fira de la Tirona, dem Orangenfest von Sóller: „Hier sind die meisten Produzenten auch Händler und Veredler und können so auf Qualität achten“. Deshalb schmecken die angebotenen Früchte, Eiscremes, Liköre oder Kuchen so einzigartig.
Neben den Ständen der Bauern beteiligen sich auch die Restaurants der Gemeinde an dem alljährlich im Juni stattfindenden Event und bieten spezielle und kostengünstige Menüs an, bei denen die Zitrusfrucht wichtige Zutat ist.

Restaurant La Villa in Soller

Tempura-Garnelen mit Orangensalat. Entenbrust mit Orangenglasur oder Kabeljau mit Orangensauce und Kartoffelchips.
Beim Lesen des Programmflyers läuft einem Wasser im Munde zusammen. Alba empfiehlt einen Hamburger, der gleich hinter ihrem Stand im La Villa angeboten wird.
Natürlich kein Pappbrötchen mit Rinderhack.
Der Küchenchef des Hotelrestaurants serviert den Fast-Food-Klassiker mit Tunfischtatar auf feinem Orangensenf, eingelegten Zwiebeln und roter Paprika. "Genial", findet die junge Frau.

Stand der Finca Eco-Vinyassa


Ein paar Meter weiter hat die Finca Eco-Vinyassa einen Stand. Auf dem Biobetrieb im Nordosten Sollers zu Füßen des beeindruckenden Tramuntana-Gebirges wachsen auf 18 000 Quadratmeter rund 2000 Zitrusbäume.
Auf einer Führung gibt die Besitzerin Sebastiana Massanet einen Einblick in die Arbeit der Bauern im Tal der Orangen.

 

Finca Eco-Vinyassa einen Stand: Hühner unter Orangenbäumen


Die Finca habe sie von ihren Eltern geerbt - und dann zum Bio-Vorzeigebetrieb umgestaltet, erklärt Sebastiana. Zwei Jahre dauerte die Umstellung: Jetzt wachsen zwischen den Bäumen Pferdebohnen als Mulch und Gründünger - und Hühner scharren zwischen den Reihen nach Essbarem.
„Das Federvieh hält das Terrain sauber und düngt zugleich“, erklärt Sebastianas Ehemann Joan. Und gegen Schädlinge wie die rote Laus helfen Marienkäfer und andere nützliche Insekten.

Finca Eco-Vinyassa: Orangen


Rund 40 verschiedene Zitrusfrüchte bauen das Ehepaar auf dem Gelände an: Bäumchen mit Mandarinen, Clementinen, Blutorangen, Limetten, Zitronen und Pampelmusen – darunter auch alte Sorten wie die spät im März reifende Cul d‘Ou oder die zum Pressen hervorragend geeignete Canoneta.

 

Finca Eco-Vinyassa

„Früher war es üblich, verschiedene Sorten anzubauen“, erklärt die 65-Jährige. „So waren die Bauern vor Missernten besser geschützt und konnten über einen längeren Zeitraum die Ernte einfahren“.
Und die Kunden freuten sich an einer Aromenvielfalt, die es in den Supermärkten der Großstädte gar nicht mehr gebe. Diesen Reichtum Sóllers wolle man mit dem Projekt bewahren helfen.

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