Feuerwerk der Aromen
Große Küche zu kleinem Preis: Die Restaurantwoche in Valencia
Bernd Knöller tischt auf: Crunchy-Reis und karamellisierte Erdnüsse, Kichererbsen mit Fenchelsamen, Tomaten-Soda und Carpaccio aus getrocknetem Tunfisch mit Mandel-Mayonnaise. Es folgt ein warmes Shrimpssüppchen. Tunfisch-Sashimi mit Orangenblüten.
Dann gegrillter Oktopus mit Bierhefe sowie Lamm an Zimt und getrocknetem Koriander. Dreierlei von der Erdbeere mit Pistazien. Ein Baiser aus Schwarzbier und hausgemachte Karamellbonbons schließen das mehrgängige Menü.
Das Feuerwerk von Aromen, Texturen und Geschmäckern, das der im Nordschwarzwald geborene Sternekoch in seinem Restaurant Riff abbrennt, ist ein Menü der Cuina Oberta, der Restaurant-Woche in Valencia - und mit 45 Euro ein echtes Schnäppchen.
Rund 66 Restaurants nehmen jedes Jahr an der Veranstaltung teil und präsentieren ihren Gästen an jeweils zehn Tagen im Frühjahr und Herbst ein mehrgängiges Menüs zu einem fast symbolischen Preis.
Für Sternekoch Bernd eine Herzensangelegenheit: "Ich will der Stadt etwas von dem zurückgeben, was ich bekommen habe". sagt der 53-Jährige, den es Mitte der Neunziger Jahre der Liebe wegen in die Stadt an der Mündung des Turia gezogen hat.
Zwar verdiene er bei den festgesetzten Preisen der Restaurantwoche kaum einen Cent, doch als einer von drei Köchen Valencias, die mit einem Michelinstern ausgezeichnet sind, ist Köller so etwas wie ein Zugpferd für die Veranstaltung, die vielen Kollegen "die Gelegenheit bietet, sich zu präsentieren und Einheimische und Touristen in die Restaurants zu locken".

Und genau darum geht es: "Mit der Cuina Oberta wollen wir auf die hohe Qualität unserer Küche aufmerksam machen", erläutert Eva Monterde, denn längst könne man nicht nur in San Sebastian, Barcelona oder Madrid hervorragend essen, sondern auch hier in der mit 800 000 Einwohnern drittgrößten Stadt Spaniens, weiß die Managerin von Turismo Valencia.
"Und das nicht nur in den teuren Gourmetrestaurants". Entsprechend bunt ist das Teilnehmerfeld der Restaurantwoche: Neben den sternegekrönten Stars der Szene wie Knöller, Camarena (Restaurant Canalla Bistró) oder Dacosta (El Poblet) oder jenen, die längst einen Stern verdient hätten, wie Pablo Ministro (Sein Restaurant Contrapunto residiert im futuristisch anmutenden Kunstpalast Reina Sofia im ehemaligen Flussbett des Tajo), sind auch traditionelle Gaststätten mit von der Partie, wie das El Canyar.

Vis-a-vis der Stierkampfarena hat Hausherr, Motorradnarr und Romanautor Miguel Segui 1986 vier gemütliche Salons eingerichtet und das Valencia der Belle Époque wieder auferstehen lassen: Mit bestickten Vorhängen an den Fenstern, Jugendstillampen an den Decken und Fotos von Freunden des Hauses an den Wänden.
In dieser Wohnzimmeratmosphäre serviert Segui einfache Menüs: Gekochte weiße und rote Garnelen aus Denia - "die besten der Welt", Arroz de Senyoret - eine Paella mit Fisch und Meeresfrüchten, die mit einem Holzlöffel direkt aus der Pfanne gegessen wird. Und gekochte Orangencreme. Traditionelle valencianische Gerichte, für die El Canyar 2013 zum beliebtesten Restaurant der Stadt gekürt wurde.